AB GESPROCHEN

Von Mostar nach Dubrovnik geht’s zunächst an der Neretva und dann an der küste entlang fast nur bergab. Fast auf der strecke liegt der marien-wallfahrtsort Medugorje. Ähnlich wie in Banneux,Kevelaer oder gar Lourdes grassieren hier kitsch und kommerz. Ich hätte mir den schlenker sparen können. Zum beten oder zumindest zur einkehr komme ich an solchen orten nicht.

Vor Capljina hupt ein bus wild hinter mir. Darüber rege ich mich schon lange nicht mehr auf. Wo soll ich denn auch hin? Etwa in den straßengraben? Doch dieser hier bleibt neben mir. Der fahrer schaut mich ein wenig zweifelnd, dann aber freudig überrascht an. Auch ich erkenne ihn: Jörg Herrmann, schwiegersohn Herbert Driessens, HD-Reisen Birgden, vater meiner pfiffigen schülerin Lisa. Aber die überraschung wird noch größer. Als der bus anhält, steigen mindestens sechs Kroatien-rundreisegäste aus, die aus meinem geburtsort stammen und die ich alle kenne.

Großes ungläubiges hallo, keine langen erzählungen, erinnerungsfotos. Natürlich muss auch der HD-bus mit aufs bild. Da wird allen klar. „Dieses treffen ist doch abgesprochen!“ lacht einer der reisenden. „Der Jörg, der wusste, dass du z.Z hier in der gegend bist.“ Letzteres stimmt zwar. Aber es war wirklich ein unglaubliches zufallstreffen, über das ich mich riesig gefreut habe. Schließlich wünschen sich alle eine gute weiterreise und eine gesunde heimkehr. Jörg will mir noch kalte getränke mitgeben und fragt, ob ich sonst noch was brauche. Er sagt mir auch, dass ich anscheinend viel abgenommen habe, seit er mich zuletzt in der schule gesehen hat. Zuletzt hat er noch die idee, sich evt. morgen im hotel in Dubrovnik zu treffen. Image

Es klingt vielleicht übertrieben, aber ich radele nach dem treffen müheloser, fast beschwingt weiter. Obwohl es immer noch so heiß ist, schaffe ich an dem tag 95 km bis Neum im bosnischen abschnitt der küste.

Am samstag morgen fallen mir die 65 km bis Dubrovnik sehr schwer, weil es wieder so heiß ist. Die nationalstraße 8, die mir zwischen Zadar und Omis so gut gefiel, verläuft, da die küste hier viel steiler ist, hoch über dem meer. Hoch auch über den ortschaften mit ihren so einladenden buchten. Dadurch bewege ich mich nicht nur ständig auf- und ab, sondern auch den ganzen morgen in der prallen sonne. Hier kann ich nicht mal schnell ein kühlendes bad im meer nehmen. Da müsste ich erst mehrere hundert meter runter rollen und – was schlimmer wäre – nachher diese strecke wieder steil nach oben schieben. Denn zu radeln sind diese rampen nicht. 

Dennoch besuche ich in solch einer tiefliegenden bucht in Trsteno, den garten einer ehemaligen adelsfamilie, in dem viele besondere bäume zu bewundern sind, insbesondere eine plantane aus dem jahre 1502.  

Gegen 14.30 uhr sehe ich von der imposanten  hängebrücke über dem hafen das „Monte Carlo  der Adria“ – Dubrovnik. Zuerst suche ich einen waschsalon, denn alle meine klamotten sind inzwischen verschwitzt.

Da ich ohnenhin warten muss, frage ich in dem nahe gelegenen  hotel, ob Jörg Hermann einen mit mir trinken möchte. Abgesprochen haben wir wieder nichts. Zum glück hat er einen „freien“ tag. In seinem zimmer aktualisiert er den firmen eigenen internet-auftritt – auch mit einem bericht und fotos von unserem treffen gestern.

Netterweise kann ich nicht nur bei ihm im zimmer duschen, sondern auch meine website bearbeiten. Schon ein tolles gefühl, als ich frisch geduscht in aller ruhe im geräumigen klimatisierten hotelzimmer an einem schreibtisch am pc arbeiten kann. Heute freue ich mich darüber. Am angenehmsten empfinde ich es, dass ich jetzt mal wieder auf einem stuhl sitzen kann. Im zelt und auf den campingplätzen hocke ich ja fast immer auf meinen radtaschen oder schreibe auf der seite liegend am pc. So’n hotelurlaub ist schon was anderes!  

Aber abgesprochen ist, dass ich hier Markus treffe und wir uns auf machen richtung Albanien. Allerdings habe ich von Markus‘ freundin Birgit gehört, dass er erst in der nähe von Split ist und wohl kaum vor montag hier sein wird. Während ich noch am pc sitze, legt Jörg mir einem zweiten zimmerschlüssel auf den tisch: „Wir sponsorn Ihnen die zwei nächte mit hp hier im hotel. Da können Sie sich etwas erholen und nochmal kräfte tanken. Denn es liegt ja noch einiges vor Ihnen“, erklärt er mir ganz nüchtern.

Über dieses überraschendes geschenk freue ich mich riesig. Ich bin gerührt und auch ein bisschen beschämt. Das habe ich bestimmt nicht erwartet und schon gar nicht beabsichtigt mit meinem besuch im hotel. 

Jörg wischt meine diesbezüglichen bedenken mit einem „Quatsch!“ vom tisch. Als seine rundreise-gäste später von der stadt- besichtigung zurück kommen und beim abendessen kurz mit mir sprechen, loben alle die  spontane geste von HD-Reisen. Mir ist das ganze schon auch ein wenig peinlich. 

Ich weiß schon lange, dass ich unerwartete liebenswürdigkeiten oder „einseitige“ geschenke nicht gut annehmen kann. Auch das kann ich anscheinend auf dieser reise lernen.

Bei einem bier kann ich mich anschließend in der hotelbar nochmals bei Jörg bedanken. Als Elvira noch anruft und sich bei ihm für den besonders liebenswerten eintrag ins gästebuch bedankt, höre ich, dass er sich gestern  erschrocken hat über mein mitgenommenes aussehen. Jetzt werde ich den verdacht nicht los, das nichts abgesprochen war, aber alles nur aus mitleid mit dem armen erschöpften Radriesschen geschah.

Wie auch immer: Ganz, ganz herzlichen dank, familie Driessen-Hermann! Es tut unglaublich gut, wenn man in solch einer spontanen und offenherzigen weise hilfe und wertschätzung erfährt. 

Danke schön auch der reisegruppe – vor allem den Havertern – für ihr freundliches und fürsorgliches interesse und all die guten wünsche. Ich werde mich gerne an unser treffen erinnern. Ihre ermutigung hat mir gut getan. Ich hoffe, Sie haben noch einen schöne zeit zusammen und kommen gut nach hause. Irgendwann treffen wir uns in Birgden oder wo auch immer und erzählen von unserem treffen und unseren reisen. Abgesprochen!