AUT O MAN

Muscat, 25-12-08

Frisch eingeflogen aus Kairo  – wo hunderte klappriger 30jähriger Peugeot 504 taxen mit  noch mehr und noch älteren VW-bulli-sammeltaxen um die wette hupen und drängeln, wo jeder qm zugeparkt ist, busse  und lkw in zweiter, manchmal gar dritter reihe halten, wo zerbeulte, ungepflegte rostlauben auch abends ohne licht auf verstopften straßen herum flitzen und hunderte von polizisten nichts ausrichten in dem chaos, wo sowieso jeder fährt, wie er will – erscheint Muskat als verkehrstechnische offenbarung – auch für jemanden wie mich, der kein autofreak ist: über hell erleuchtete vierspurige boulevards, beidseitige gepflegte grünanlagen mit exakt geschnittenen hecken, farblich abgestimmten petunien-rabatten, blühenden sträuchern und palmen über sattgrünem rasen fliesst der hochmotorisierte und ps-starke verkehr.

Störungsfrei rollen im dichten, aber selbst in den rush hours reibungslos fließenden verkehr ausschließlich gepflegte, saubere autos über mutig geschwungene flyovers und zweispurige roundabouts, die alle mit namen beschriftet sind zur besseren orientierung. Wer mit dreckigem auto rumfährt, riskiert ein bußgeld. Die autos waschen eifrige indische oder pakistanische billigkräfte auf den parkplätzen während des einkaufs, des arzt- oder friseurbesuchs. Kein auto ist älter als 10 jahre, keins verbeult oder rostig. Kleinwagen sind kaum zu sehen, hin und wieder ein kleiner Daihatsu oder Toyota als leihwagen. Die weitaus meisten mittelklasselimousinen und auch die vielen jeeps kommen aus Japan. Landcruiser sind die favoriten, meist schwer motorisiert. Jeder Omani muss doch durch den wüstensand, über den strand oder durch die wadis preschen können. Zur vielzahligen oberklasse – meist Lexus, amerikanische 12zylinder, auch deutsche nobelkarossen (Bie-ämm-dabbel-you 740 ist anscheinend beliebt), zählen viele edel-allrads wie Q 7, Cheyenne, X 6, klotzige Hummer, GMC oder Dodge und klassische Landrover. Lauter und noch schneller sind nur die sportler: Mustangs, R 8, Porsche, Masseratti und Aston Martin.

Die verkehrsregen sind klar und werden eingehalten. 100 km/h sind erlaubt auf der stadtautobahn. Alle fahren mindestens 120,  erst erheblichere geschwindigkeitsüberschreitungen werden geahndet,  massive mit gefängnis bestraft. Bei rot über die kreuzung bedeutet zwei tage haft – ohne ausnahme.

Die polizei fährt neuerdings auch Mercedes E–klasse. Jeder angestellte in diensten des sultan erhä lt ein auto auf staatskosten und den sprit frei. Superbenzin kostet umgerechnet 23 cent pro liter. Der Audi R 8 voll ausgestattet 120.000 €. Selbst Rolls Royce Phantom – basis preis 400.000 US$, die mit einigen extras auch das doppelte kosten können, werden 2008 häufiger verkauft als im vorjahr.

Als Sultan Quaboos anfangs der 70er jahre an die macht kommt, gibt es 15 km asfaltierte straße im ganzen Oman. Die führen natürlich zu seinem palast. Jetzt durchquert eine autobahn mehr als 1000 km wüste, eine andere schwingt sich über kostspielige brückenbauwerke durch das küstengebirge von Musandam bis Sur. Die ‚capital area‘ um Muscat ist ein straßenlabyrinth, in dem man jedes haus per auto über asfalt erreichen kann. Natürlich stellt sich das in der wüste und in den bergen ganz anders dar. Aber für diese regionen gibt’s halt neben den kamelen und eseln das allradauto.

Autohäuser sehen aus wie palästemoderne museen oder luxushotels. Nur VW-Audi-filialen heben sich da wohltuend ab in der gleichen nüchternen understatement-architektur wie in Europa. Nettes erlebnis am rande: Im velo-club-dress werde ich von einem der Audi-verkäufer zum tee ins autohaus eingeladen, als er die VW – Audi – Werbung auf meinem trikot erkennt. Im gespräch über meine tour warnt man mich mehrfach: Be carefull! Ehrlich sind sie, denke ich. Als gastgeber sind sie besorgt um mich radler, denn als autofahrer nehmen sie keinerlei rücksicht.