DONAU REICHE

Alibunar, 27.04.09

Zähflüssig, um nicht zu sagen langweilig, fand ich den deutsch-österreichischen teil des Donau-radwegs. Ganz anders die komplett ausgeschilderte ‚Dunavska biciklisticka ruta‘ durch den nationalpark „Eisernes Tor“. 120 abwechslungsreiche, landschaftlich beeindruckende und herrlich ruhige km entlang des serbisch-rumänisch-bulgarischen grenzflusses.

Mal ist der fluss breit. Träge gleicht er dann einem ruhigen bergsee. An dem windigen tag gibt er sich wellig und schaumgekrönt wie eine aufgebrachte meerenge. Mal ist er ganz schmal. Die wassermassen drücken mit einer enormen strömung durch die engen durchlässe.

Diese donau-radstrecke ist erholsam und anspruchsvoll zugleich. Eine route, die direkt am ufer vorbei führt und dann wieder aus 200 m höhe auf das enge flusstal hinunter blicken lässt. Altertűmliche kaum genutzte binnenhäfen, kiesige badestrände, vogelreiche auen, modrige altarme. Der fluß hat viel zu bieten. An seinen ufern wuchtige festungen, ein riesiger staudamm, beschauliche fähren. Kleine dörfer, in deren gasthöfen ich kräftige fischsuppe esse. Sympathische städtchen mit günstigen privat- unterkünften und fischrestaurants, in denen frische forellen und zander angeboten werden.

Über sandige feldwege fahre ich direkt am wasser vorbei, wo angler und fischer in ihren kähnen warten oder vor ihren hütten den fang grillen. Auf gut asfaltierten straßen (in Serbien) kürze ich über die hügel ab, wenn die flussschleifen mir zu kurvig, die feuchtgebiete zu mückenreich oder der uferpfad zu schlammig werden.

Der serbische Donau-radweg ist eine der schönsten teilstrecken meiner reise. Wenn ein kräftiger ostwind mich dann auch noch die bis zu vier km langen steigungen hoch bläst, ist der radgenuss uneingeschränkt.

Zu dieser frühen jahreszeit sind kaum radler auf der strecke. Die gastwirte betonen aber alle, wie stark frequentiert der radweg im sommer sei. Auf 120 km treffe ich „nur“ eine vierköpfige kanadische familie. In Veliko Gradiste tauschen wir kurz unsere reiserouten und mailadressen. Zusammen warten wir später zwei stunden auf die fähre, die uns von Ram auf die linke Donau-seite bringt. Ambrose, Lean, Griffin und Symon haben für ein jahr ihre wohnung auf Vancouver Island im westen Kanadas aufgegeben.

Die beiden ärzte haben dann die ersten sechs monate in Tansania in einem hilfsprojekt gearbeitet. Dannach sind sie einen monat durch die Türkei gereist. Und jetzt radeln sie von Istanbul nach Warschau, evt. noch weiter bis Riga. Je nachdem wie schnell sie voran kommen.

Sie radeln mit ihren beiden söhnen. 10 und 13 schätze ich sie. Zwei 28-zoll hybrid-räder und ein 26-zoll mtb-tandem, dessen rahmen sie zu transportzwecken teilen können, benutzen sie. Der jüngere Symon hat seinen festen platz als ’stoker‘ auf dem tandem. Eine woche pilotiert papa ihn, eine woche lenkt mama das zweier-zwei-rad. Griffin fährt stets auf seinen schmalen reifen vorne weg, wartet aber artig an jeder biegung oder kreuzung. Denn mama sagt, wo’s lang geht. Während papa tagebuch führt und fotografiert. Sie sind interessiert an begegnungen mit mensch, natur und geschichte. Eher still und bescheiden, auch die beiden jungs. Dabei freundlich und herzlich. Eine tolle familie.