Dunedin
Taieri Gorge Railway heißt die Panorama-Eisenbahn zurecht, mit der ich von Middlemarch nach Dunedin fahre. Oberhalb der tiefen Schlucht des Taieri River folgt die Bahn dem Fluss. Mal links, mal rechts neben ihm durch neun Tunnel und über hohe Brücken.
Leider hält der Zug nur auf der Bergfahrt nach Middlemarch zum Fotografieren. Auf dem Rückweg nach Dunedin, darf man auf der Plattform zwischen zwei Waggons stehend knipsen. Zwei Stunden dauert das lohnenswerte Spektakel.
In meinem Abteil – nicht unerwartet – lauter Fahrgäste aus China.
Dunedins Bahnhof finde ich von innen noch schöner als von außen.
Solche Basaltfassaden gibt’s es an vielen der stattlichen Gebäude aus viktorianischer Zeit.
Aber auch welche aus Kalkstein, der sehr dem limburgischen Mergel ähnelt.
Schöne Fassaden, mit aufwändigen Verzierungen. Schon wenige Jahrzehnte nach den ersten Siedlern scheinen Firmen und Bürger Dunedins schon einigen Reichtum erlangt zu haben
Das Gebäude der Bezirksregierung zeigt wie stolz und selbstbewusst Otago schon 50 Jahre nach Siedlungsbeginn sein konnte. Hier das damalige Gefängnis.
Die erste presbytherianische Kirche auf dem Bell Hill ist bis heute das gepflegte aber eher bescheidene Gotteshaus der ehemals schottischen Bürger Dunedins.
Die jüngere St. Pauls Cathedrale am Octagon, dem ausgewiesenen Stadt-Mittelpunkt, dagegen ist der protzige erhöht liegende Bischofssitz der (königlich) britisch angelikanischen Kirche.
Gegenüber besuche ich die Art Gallery – dreistöckig voller Kunst aus allen Erdteilen – aber auch mit zeitgenössischen neuseeländischen Werken.
Nach so viel Kultur schau ich mir die steilste Wohnstraße der Welt an. Laut Guinessbuch soll das die Baldwinstraße in Dunedin sein.
35 % Steigung sollen das sein. Ich denk nicht daran, auch nur einen Meter hoch zu fahren.
Zurück am Octagon fällt mir wieder einmal auf, wie unterschiedlich Kiwis das Wetter empfinden, zumindest wie vershieden sie sich anziehen. Zwischen beiden Aufnahmen liegen keine 50 Meter und noch keine 5 Minuten.
An dem zentralen Platz treffe ich auch Oliver wieder, den junge Engländer, den ich jetzt schon am vierten Etappenort zufällig wiedersehe. Er hat gestern die Taieri Gorges Bahn genommen und ist noch ganz begeistert davon..
Einen Zeltplatz in Portobello auf der Halbinsel Otago empfiehlt er. Mir ist der recht. Denn auf der Halbinsel möchte ich morgen versuchen, Seelöwen, Albatrosse und Pinguine in freier Wildnis zu erleben. 20 km fahren wir auf fast ebener schöner Promenadenstraße entlang mehrer kleiner sandiger Buchten mit hübsch gelegenen Bootshäusern.
Fünf Stunden dauert die „Wildlife-tour“. Erst 30 Minuten mit dem Kleinbus (9 Teilnehmer) in die bergige Küste zum Taiaroa Head.
Hier gibt’s eine Albatross-Kolonie. Nur wenigen Paare, von denen zur Zeit drei ihre Jungen füttern, nisten hier. Die einzige Albatross-Kolonie weltweit auf einer bewohnten (Halb-)Insel.
So sieht eine Albatross-Landung von hinten aus. Füße so groß wie Männerhände.
Weiter geht’s mit dem Bus zum Cape Saunders, wo wir viele lebhafte Pelzrobben sehen.
Nur Weibchen – zu erkennen an dem heller braunen Fell – und viele spielende Jungtiere.
Die Männchen kümmern sich kurz nach Geburt der Kleinen nicht mehr um Ernährung und Aufzucht der Nachkömmlinge.
Sie verziehen sich bis zur nächsten Paarung auf entlegenere, meist fischreichere Felsbuchten im Südpazifik.
Letzte Station unserer Tour ist Papanui Beach, eine weitgeschwungene sandige Bucht mit einer Steilküste an der Ostseite. Hier ist ein Schutzgebiet eingerichtet zum Schutz der Gelbaugen-Pinguine und zur Ansiedlung von Seelöwen.
Nach steilem Abstieg in die Bucht stehen wir nur noch staunend in diesem Tierparadies.
Über den ersten im Gras ruhenden Riesen stolpern wir beinahe.
Deutlich der Unterschied zu den Robben in der Gewichtsklasse.
Gut zu erkennen auch die plattere Schnauze.
Dieses unserem Guide wohl bekannte Weibchen liegt anscheinend immer an dieser Stelle.
Herrlich deutlich zu sehen, wie Seelöwen ‚auf allen Vieren‘ gehen und nicht hüpfen wie Robben.
Und dann kommen die witzigen Pinguine. Köstlich ihr Einmarsch und Aufstieg ins Nachtquartier.
Der Sonnenuntergang über der Otago Halbinsel macht diesen Tag voller wunderschöner Naturbilder perfekt.