FAMILIEN ANSCHLUSS

Safa Shar, 28. 02. 2009

Zwei tage radeln wir noch. Nekropolis und Pasargad schauen wir uns an. Zwei herrliche tage. Klares sonniges wetter und  der einsetzende frühling lassen uns die langen anstiege vergessen. Bis auf 2300 m fahren wir vor Safa Shar. Da oben sehe ich dann schon etwas mitgenommen aus.

Das turkmenische und usbekische visum wollen wir in Teheran noch vor den Nouruz-festtagen beantragen, weil dann alle öffentlichen einrichtungen im iran für eine woche schließen. Um teheran zeitig zu erreichen wollen wir mit dem bus in die hauptstadt fahren – ohne räder. Wir informieren uns bei Ali. Sein freund Mohammed kündigt uns dann bei seinem freund Mahmoud in Safa Shar an. In dessen garage können wir unsere räder abstellen, bevor wir mit dem bus nach Teheran weiter fahren. Wenn wir dann die visa beantragt haben, kommen wir mit dem bus zurück und radeln wieder nach Teheran, um die visa abzuholen – möglichst noch vor den neujahrsfeiertagen. Inchallah!

Mahmoud holt uns mit seinem älteren iranischen Samand an der autobahnabfahrt ab, die man zum glück gut erkennen kann an den beiden kitschigen lichterbäumen. Er hat ein westlich anmutendes neues haus gebaut, in dem er im erdgeschoss und seine eltern oben wohnen. Er ist auch an der universität beschäftigt. Seine frau arbeitet als hebamme im krankenhaus. Sie haben eine süße kleine tochter von neun monaten. Mazah wird  tagsüber von der oma betreut. Zunächst können wir in der garage alles abstellen und umpacken, was wir für die tage in Teheran brauchen. Dann können wir im feinen badezimmer mit sitz-wc duschen. Auch die geschmackvolle einbauküche mit allen möglichen elektrogeräten zeigt, wie westlich orientiert Mahmoud und seine frau wohnen. Es gibt selbst einen ovalen esstisch mit sechs stühlen in der küche, an dem die familie – ganz im gegensatz zur iranischen tradition – ihre mahlzeiten einnimmt.

Die tickets für den bus, der aus Shiraz kommt, hat Mahmoud auch schon besorgt. Er soll gegen mitternacht hier sein. Vorher kommt ein großteil der familie zu besuch. Brüder, vetter, neffen und zwei kleine nichten – alle wollen die deutschen radler sehen. Nur Mahmoud spricht ein paar worte englisch. Es kommt aber keine unterhaltung zu stande. Wir sitzen als einzige auf der couch und werden bestaunt von den vor uns auf dem boden hockenden zuschauern. Das ist uns so unangenehm. Wir müssen irgendetwas machen. Uns fällt nur fotografieren ein. Durch posen und späßchen versuchen wir die ganze situation zu entkrampfen.

 

Gegen halb zehn geht der besuch. Es gibt abendessen. Reis mit gekochtem lamm und salat. Jetzt lernen wir auch Mohammeds frau kennen. Aber sie isst nicht mit uns. Später spielt sie im wohnraum mit der kleinen. Fotografieren können wir sie nicht.

Mahmoud hat die handynummer des busfahrers bekommen. Er ruft ihn mehrmals an, wie weit er denn sei. Um halb eins bringt er uns schließlich zur autobahnauffahrt. Prompt hält der bus. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Mahmoud. Auf wiedersehen in ein paar tagen!