PRIVAT GEFÜHRT

Safashar, 25. 02. 2009

Shiraz, Persepolis, Nekropolis, Pasargad – das sind ‚musts‘ einer Iranreise. Wir schaffen diese berühmten stätten persischer geschichte und kultur in vier tagen, ohne uns zu hetzen.

Shiraz im frühling besonders schön. Auffällig sauber, gepflegt, blumengeschmückt. Die  großzügige fußgängerzone um die zitadelle und den bazar lädt an diesen sonnigen tagen alle Shirazi zum bummeln, sitzen und plaudern ein. Auch mit uns.

Am grabmal des berühmten dichters Hafez werden das wieder zwei stunden mit mehreren studenten. In einem der schönen stadtgärten treffen wir gleich drei männer – alle ausgebildete stadtführer – die ausgezeichnet deutsch sprechen. Dann probieren wir ein Faludeh – eine kaltspeise aus reisnudeln mit zitronengeschmack – lecker. Alle sehenswürdigkeiten, die wir uns anschauen, beeindrucken uns. Am besten gefällt uns die stadt am abend

Oft habe ich bisher im Orient schlechte hotels gefunden. Das Hafez-Hotel in Shiraz ist eine der rühmlichen ausnahmen. Für 25 Dollar schlafen wir in einem nach westeuropäischem standard geräumigen gepflegten doppelzimmer mit Dusche, WC, Kühlschrank, Klima, TV und was sonst dazu gehört. Unsere räder bringen wir sicher in der tiefgarage unter. Morgens können wir auch noch am reichhaltigen buffet frühstücken.

Die nächste nacht schlafen wir dann auf der rasen fläche vor dem eingang der landwirschaftlichen fakultät der universität von Shiraz. Etwa dreißig kilometer außerhalb der stadt. Weiter sind wir heute nicht gekommen, weil wir uns noch so lange in Shiraz aufgehalten haben.

Wieder einmal erschlägt uns das interesse und die gastfreundschaft der Iraner. Der pförtner am eingang des campus hat nichts dagegen, dass wir auf dem rasen unsere zelte aufschlagen. Aber bitte so, dass er in der nacht ein auge auf uns werfen kann. Gleich sind sechs leute ums uns herum. Alle wollen helfen, machen vorschläge für bessere zeltplätze, laden uns ein zum tee und fragen, fragen, fragen. Toilette und dusche des aufenthaltsraums können wir benutzen. Wenn wir was benötigen, sollen wir nur fragen.

Als die zelte stehen, treffen wir Ali Mahmoudi, demograph und dozent an dem institut. Jährlich nimmt er teil an internationalen konferenzen über fragen der bevölkerung, ernährung und landwirtschaft. So kam er schon öfter in metropolen Europas. Er ist single und besonders interessiert an unserer reise.

Nur kurz fährt er in seine wohnung, Kommt dann wieder. Er bittet uns ins enge wärterhäuschen. Sein abendessen hat er in einer plastiktüte mitgebracht. Für uns wird von einem service reis mit gemüse und lamm geliefert, obwohl wir mehrfach betonen, wir würden abends selbst kochen. Wieder unterhalten wir uns mehrere stunden über den Iran. Dann verabreden wir uns für morgen – Ali hat frei – für 13 uhr am eingang  zu den tempeln von Persepolis.

Ali kommt mit seinem Freund Mohammed. Sie führen Max mehrere stunden durch die weitläufigen tempel und grabstätten. Ich gehe lieber meinen eigenen weg. Dabei treffe ich Henk einen lustigen Groninger, der in seinem Landrover mit dachzelt allein nach Vietnam unterwegs ist.

 

Abends fahren unsere beiden privatführer dann mit dem auto vor zu Mohammeds elternhaus. Hier können wir heute übernachten. Beim abendessen – es gibt Abgushd, ein typische iranisches kochfleischgericht mit bohnen – lernen wir auch Mohammeds vater kennen. Einen pensionierten lehrer, der noch täglich in der landwirtschaft arbeitet. Aus freude und um seine staatliche rente etwas aufzubessern. Stolz zeigt er uns sein haus. Bis auf die dachterasse steigen wir. Ein weibliches wesen bekommen wir nicht zu sehen.

An diesem abend geht das gespräch über die unterschiedlichen formen des zusammenlebens von mann und frau im Iran und in Europa. Wir sind vor allem erstaunt über die mehrere hunderttausend euro hohen garantiesummen, die Iraner im scheidungsfall ihren frauen zahlen müssen.

Aus einem nebenraum holt Mohammend dann drei matrazen, die schon mit kissen und decken in laken eingeschlagen sind. Im überheizten wohnraum schlafen wir zu dritt. Die abendliche toilette verrichten wir an einem waschbecken im flur.

Am morgen frühstücken wir mit Mohammed und Ali. Ganz frisches brot, wurst, frischkäse, nüsse, möhrenmarmelade und milch. Tee gibt’s im anschluss. Bevor wir uns verabschieden, fragt Ali nach unseren weitern plänen. Zur visabeschaffung hat er eine wichtige infomation. Mitte märz fängt im Iran mit dem kalendarischen frühlingsbeginn auch das neue jahr an (1387).

Dann schließen für 10 tage alle behörden, schulen und viele öffentlichen einrichtungen. Auch die ausländischen konsulate und botschaften. Er schlägt deshalb vor, so schnell wie möglich nach Teheran zu fahren, um die benötigten visa noch vor den neujahrsferien zu erhalten. Wir sind ihm sehr dankbar für den tipp, bitten aber noch um etwas bedenkzeit.

Ali versteht uns und sagt uns seine weitere hilfe zu. Mohammed bietet an, dass wir die räder für die zage in Teheran auch bei ihm oder bei freunden in einer der nächsten städte abstellen könnten, weil wir gerne ohne räder nach Teheran möchten.

Wir nehmen erstmal abschied von den beiden. So liebe, hilfsbereite und doch zurückhaltende menschen!  Wir versprechen aber, uns bei ihnen zu melden, wenn wir wissen, wie es bei uns weiter geht.