FROHE BOTSCHAFT

Dubai, 18. 01. 09

Ein visum für den Iran zu bekommen, ist für einen westeuropäischen radtouristen nicht einfach. Das haben Max und ich von vielen radlern gehört und im internet gelesen. Wenn überhaupt so bekommt man es nur mit geduld und am ehesten noch in Ankara, Muscat oder den Emiraten.

Demzufolge gehe ich am 22. 12. morgens um 9.00 uhr zum erstenmal zusammen mit Elfi zur iranischen botschaft in Muscat. Mindestens acht Omani stehen bereits an. Die freundliche junge Iranerin am empfang ist sehr entgegen kommend und hilfsbereit. Als sie von meinem für sie eher sonderbar klingenden vorhaben hört, mit dem rad den Iran zu durchqueren, gibt sie uns tipps und hilfestellungen beim ausfüllen des visumantrags. Schließlich bringt sie uns mit einem beauftragten für tourismusfragen zusammen. Dann stellt sie uns und unser anliegen dem konsul vor. Die beiden herren sind ebenfalls sehr nett zu uns, aber auch sehr bestimmt. Sie empfehlen mir beide eine einreise per flugzeug nach Shiraz. Für eine fährüberfahrt nach Bandar e Abbas mit anschließender radtour von dort aus sehen sie keine genehmigungschancen. Der süden des landes sei für einzelreisende und bestimmt für radler zu unsicher, meinen sie. Schließlich bittet mich der konsul, dem antrag ein programm beizufügen, aus dem man ersehen kann, welche orte ich besuchen möchte. Den antrag wird er dann nach Teheran weiter leiten. Dort wird darüber entschieden. In etwa zwei bis drei wochen könnte ich nochmal nachfragen, meint er. Der konsul ist ein hölzern wirkender, zurückhaltender mann, dessen gesicht einseitig gelähmt scheint von einem schlaganfall oder ähnlichem. Er spricht nicht nur leise sondern auch undeutlich. Ich habe große probleme ihn zu verstehen, muss immer wieder nachfragen und um wiederholung bitten.

Tags drauf gebe ich meinen antrag mit programm dem konsul persönlich ab. Er ist wieder sehr freundlich, aber meint bei der durchsicht meines antrags, es sei fraglich, ob ich ein einreisegenehmigung erhalte, da ich keinerlei einladung, keine empfehlungen, keine kontakte zu iranischen firmen oder einrichtungen vorweisen, nicht mal eine hotelbuchung vorlegen kann. Ich versuche ihm zu vermitteln, von welch besonderer art meine reise und mein interesse ist. Aber er bleibt skeptisch und bittet mich, erst im kommende januar nachzufragen.

Am 8. januar gehe ich wieder zur botschaft. Die besonders hilfsbereite dame am empfang erkennt mich wieder und führt mich nach einger wartezeit zum konsul. Auch er scheint sich zu erinnern, meint aber, über meinen antrag sei noch nicht entschieden. Ich erinnere ihn daran, dass ich den antrag am 23. Dezember gestellt habe, also vor mehr als zwei wochen. Er erklärt die verzögerung mit arbeitsfreien feiertagen zu neujahr und der besonderheit meines falles. In zwei tagen soll ich nochmal vorsprechen.

Am 10. bin ich wieder frühzeitig in der botschaft. Ich kann gleich durch gehen zum konsul. Als er mich sieht, holt er in einen nebenraum meinen antrag mit dem angehefteten programm. Er überfliegt es und schüttelt den kopf. „Negativ“, sagt er und erklärt, dass seiner meinung nach mit dem besuch der stadt Yazd ein zu hohes risiko verbunden sei. Er hätte mich schon anrufen wollen. Leider hätte ich keine telefonnummer hinterlassen. Ich müsste mein besuchsprogramm so überarbeiten, dass ich von Shiraz nur nach norden fahre bis Teheran und dann nach osten bis Mashad und zur turkmenischen grenze. Dann könnte mir vielleicht ein visum ausgestellt werden. Dabei gibt er mir meinen antrag komplett zurück. Ich sehe jetzt, dass es die original papiere sind, dass sie nicht gefaltet wurden und auch keinen eingangsvermerk oder irgendein anderes zeichen tragen. Ich bin mir sicher, dass meine papiere nicht in Teheran vorliegen, sondern er hier über mein visum entscheidet.

Aus meiner radtasche hole ich eine Iran-karte und einen markierstift. Damit will ich die route einzeichnen. Aus seinem büro kann der konsul mich beobachten. Auf einmal steht er neben mir und zeigt mir, wie ich seiner meinung nach fahren soll. Ich markiere die route und ändere sie in meinem programm, in dem ich glücklicherweise eine spalte für alternativen frei gehalten habe. Nach wenigen minuten gebe ich ihm die unterlagen zurück. Er nickt zufrieden und meint, ich solle in zwei tagen nochmals nachfragen.

Am 12. komme ich zu spät zur botschaft. Sie ist schon ab 11 uhr für publikumsverkehr geschlossen. Am 13. bin ich wieder ganz früh beim konsul. Diesmal begrüßt er mich lächelnd hinter einem schalter mit „Guten morgen, herr Driessen!“ Ich traue meinen ohren nicht, antworte aber freundlich „Guten morgen, herr konsul! Sie sprechen ja ausgezeichnet deutsch!“ Langsam und gut verständlich erzählt er in meiner sprache, dass er 24 jahre in Bonn in der iranischen botschaft gearbeitet habe. Er erinnere sich gerne an diese schöne zeit und er hätte noch viele freunde und bekannte in deutschland. Dann bittet er mich um meinen reisepass und fragt mich ganz selbstverständlich, ob ich das visum lieber heute oder morgen abholen käme. Ich sage glücksstrahlend: „Lieber heute!“ „Dann kommen Sie bitte um 14.00 Uhr zum tor. Der pförtner wird ihnen Ihren pass aushändigen,“ verabschiedet er sich und geht in sein büro. Um zwei uhr halte ich tatsächlich meinen pass mit dem visum in der hand ausgestellt von M. Rezapour-Nucini, Third Counsellor.