FÜR EINANDER

Muscat, 28.12.08

Ganz fremd ist er mir noch am Flughafen, so dünn, mit der Kamera im Anschlag. Wir reden Belangloses, wollen das Ungewohnte überspielen. Ich bin fast zu müde und erschöpft, um mich richtig zu freuen.

Als wir dann unser Zimmer in der Villa Shams betreten, ist alle Scheu weg und wir liegen uns weinend in den Armen. Ein bisschen frisch machen, umziehen – es ist ja hier sehr warm – und ab in den Frühstücksraum. Deutsches Frühstück, liebevoll hergerichtet von Hilde Schmid.

Franz isst wie ein Scheunendrescher. Immer wieder muss ich ihn anschauen.

Was hat er alles durchgemacht in den letzten Wochen? Aufdringliche Menschen, Bettler, Dreck, Gestank, schlechtes Essen, Wüstensturm, Handyverlust…

Und jetzt hier in der Villa unter zuverlässiger deutscher Leitung mit sauberem, geräumigem Zimmer, gutem Frühstück, Pool, deutschem Fernsehen, Dachterrasse, Weihrauchduft…

Kaum zu fassen für uns beide!  Wir beschließen, einfach zu entspannen: lesen, schreiben, fotografieren, Musik hören, schwimmen, gemütlich im Bett glotzen.

Aber schon am nächsten Tag wird er unruhig, will zur iranischen Botschaft, will, dass ich ihn begleite. Er ist so aufgeregt und angespannt. Also fahren wir gemeinsam.

In der Botschaft eine sehr freundliche junge Frau. Sie kann nicht verstehen, dass er mit dem Fahrrad in den Iran will. Sie lacht. Wir warten. Ein  Mann im Anzug (alle anderen Männer hier tragen weiße „Dishdashas“ ) spricht Franz an. Er stellt sich als Touristikbeauftragter der iranischen Botschaft vor. Er sagt, dass Franz‘ Visum-Antrag ein „very special case“ sei. Er rät, auf jeden Fall als Einreise-Ort Shiraz zu wählen. Fünf Flüge gehen täglich ab Dubai. Also nix mit Fähre. Wir füllen den Antrag entsprechend aus. Der Konsul selbst fordert aber noch einen genauen Reiseverlaufsplan, den wir gleich am nächsten Tag einreichen.

Ich bin so froh um die Erholungszeiten, die ich am Pool verbringe, mal alleine, mal mit Franz zusammen. Er bemüht sich so, für mich alles gut zu machen, mich ein bisschen zu entschädigen für die lange Zeit des Ohneeinanders. Er freut sich mit mir über die gute Wahl des Hotels (nach dem Reinfall in Istanbul), geht jeden Morgen vor dem Frühstück mit mir schwimmen, wird weicher im Gesicht. Die lang ersehnte Zeit der Entspannung ist gekommen!

(aus Elviras Tagebuch)