HOTEL CAMP

Schon zu weit nördlich bin ich gefahren. Hier gibt’s keine campingplätze mehr. Sagt auch der radhändler in Katerini, der meinen freilauf auch nicht da hat, mir aber namen und adresse eines guten radladens in Saloniki aufschreibt.

In Paralia ist kirmes, flohmarkt und/oder rummel auf der straße. Endlich werden die strandabschnitte einsamer und ruhiger. Doch überall laufen noch einzelne badegäste und sträunende hunde herum. Am ortseingang von Korinos liegen mehrere einfache strandhotels nebeneinader. Weit genug weg von der straße. Mit ihren terassenseiten direkt am meer. 

Das hotel Akrogiani hat einen gepflegten rasen links und rechts nebendemhotel. Im rasen auf der meerseite zwei duschen. Direkt am strand zwei reihen mit kunststoff bespannte alu-liegen unter strohschirmen. Sehr gepflegt alles, auch die große überdeckte terrasse. Keine gäste zu sehen. Drei ältere autos unter dem schilfmatten-dach, anscheinend mitarbeiter-fahrzeuge. Der platz wäre ideal zum zelten.

An der rezeption sitzt niemand. Im restaurant treffe ich den chef und den ober Dimitri. 35 € kostet das einzelzimmer. Ganz offen sage ich, das sei mir zuviel. Ob ich auf dem rasen vor den autostellplätzen mein zelt aufschlagen könnte, frage ich einfach. Etwas wasser zum kochen bräuchte ich und die außendusche würde ich noch nutzen. Zahlen könnte ich aber nicht viel. Dimitri dolmetscht meine anfrage. Der chef nickt schließlich bei 5 €.

Zuerst wieder mal schwimmen. Wie warm das wasser ist! Ein halbmond wie gemalt leuchtet vor dem dunkelblau des wolkenlosen himmels. Dann die kalte dusche. Frottieren mit mikrofaser handtüchern ist haptisch nicht der bringer. Dennoch fühle ich mich wie neu geboren.

Jetzt schon weiß ich, dass ich heute nacht ganz nahe dem rauschen der wellen schlafen werde. Doch vorab schnell zelt aufbauen und kochen. Mit stirnlampe. Es ist schon dunkel. ‚Pasta al mare‘. In Katerini hab ich fisch gekauft. Wie immer salat und bier dazu. An einem alten tisch, auf dem feigen getrocknet wurden und auf einem plastikstuhl aus dem leergut-lager esse ich mal nicht in der hocke. Ein komfort ist das heute! Zähne putzen und spülen. Kamera und handy an Nabakula anschließen. Kopfkissen und schlafsack liegen schon parat. Fahrrad an den feigenbaum ketten. Wertsachen in die lenkertasche.

Bis im hotel alle lichter ausgehen, muss ich lange warten. Ich schlafe darüber ein. Zum glück muss ich nachts immer mal raus. Blasenschwäche. Diesmal ist es um drei.

Mit kopfkissen, schlafsack, lenkertasche und kamera husche  ich auf eine der strandliegen. Welch eine nacht: lau-warm, kein wind, der himmel voller sterne! Das meer rauscht zu meinen füßen. Rhythmisch rollen die wellen ans sandig-flache ufer. Schlafen kann ich nicht mehr, auch wenn ich mich in meinen sack kuschele und auf die lieblingsseite drehe.
Gegen vier rudern die ersten fischer raus.

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt ist auch schon genug licht zum fotografieren über dem meer. Die sonne geht auf. Ich kann ihren rosa-orange farbenen kreis am horizont wachsen sehen. Im wasser spiegelt sich das licht goldgelb. Wieviele bilder ich mache, weiß ich nicht. Manche werden kitschig schön. Um viertel nach sechs sticht die sonne schon grell vom himmel. Die ersten frühsportler kommen. Das schauspiel ist vorbei.

Ich nehme ein efrischendes meerbad. Nach der dusche hole ich mit dem rad drei brötchen beim bäcker. Nescafé ist schnell aufgebrüht. Im hotel bewegt sich noch niemand. Danke sagen möchte ich noch für diese traumhafte nacht. Nicht nur den leuten im hotel.