IMMER WIEDER

„In Altea ist es im Winter wämer als in Marbella oder Malaga. Und hier regnet es auch weniger.“ Gert und Math, ein reisefreudiges Paar aus Sittard, machen diese Erfahrung seit mehr als 15 Jahren, in denen sie in dieser vom Wetter so begünstigten Ecke der Costa Blanca überwintern. Ihrem Tipp folgten mehrere Selfkänter. Manche gleich zum Überwintern, andere für einen Radurlaub im Winter oder Frühling. Seit 2001 war ich inzwischen sieben Mal in Altea, dem hübschen weißen Küstenstädtchen in der Provinz Alicante in Spanien.

Bekannt durch ihre weiße Altstadt besuchen Altea das ganze Jahr über viele Touristen, so dass es in den Sommermonaten nicht nur drückend heiß sondern auch unangenehm überlaufen sein kann in den engen weißen Gässchen. Dabei hat das Städtchen nur etwa 20.000 Einwohner. Direkt am Mittelmeer gelegen machen viele Gäste nur Badeurlaub. Dadurch sind auch einige nicht so attraktive Appartmenthäuser und nicht nur hübsche Wohnsiedlungen für Feriengäste rund um Altea  seit den 1960/70er Jahren entstanden. Im Vergleich zu den direkten Nachbarn – dem größeren Calpe und dem verrufenen Benidorm – ist Altea aber die Perle der Costa Blanca.

Mit Costa Blanca bezeichnet man in Spanien die Küste zwischen Dénia im Norden und Pilar de la Horadada im Süden, also praktisch die gesamte Küste der Provinz Alicante. Berühmt-berüchtigt ist die Costa Blanca vor allem wegen des Städtchens Benidorm und seinem feucht-fröhlichen Hochhaustourismus.

Ähnlich lebhaft und unterhaltsam ist auch das Angebot im nahegelegenen Calpe, dessen unübersehbares Wahrzeichen – der Penon de Ifach – ein naturgeschützes Wandergebiet aber auch eine  allgegenwärtige Orientierungshilfe bietet.

Für Radsportler ist die Costa Blanca interessant, weil sie in der Provinz Alicante ein abwechslungsreiches und nicht zu schweres Radrevier mit hervorragenden Straßen und wenig Verkehr vorfinden. Besonders die Region zwischen dem Cap de la Nau und Alcoi im Hinterland, sprich der „Sporn” südlich von Valencía, ist durchzogen von niedrigen Bergketten, die den östlichen Ausläufer der Betischen Kordillere darstellen. Höchster Berg der Region ist der 1558 m hohe Aitana in der gleichnamigen Serra, auf dessen Gipfel man mit dem Rennrad fahren kann, insofern man nach einer Genehmigung des spanischen Militärs fragt (oben liegt ein Heeresstützpunkt, der Weg ist gesperrt). Bekannte Pässe sind u.a. der steile Alt de Xorret de Catí in der Serra del Maigmó und der Port de Tudons in der Serra d’Aitana.

Die Costa Blanca ist mit einem warmen Klima gesegnet. Im Winter ist im westlichen Mittelmeeraum höchstens noch die Küste um Malaga etwas milder. Deswegen ist die Costa Blanca ein beliebtes Wintertrainingsgebiet für Radprofis. Als Beispiel sei Miguel Indurain genannt, der sich die Grundlage seiner Tour-de-France-Siege im Hinterland von Benidorm erarbeitete. Der Gebirgszug der Sierra de Bernia grenzt Altea zum Landesinneren hin ab. Deshalb sind Altea, Calpe und die umliegenden Gemeinden besonders vom Wetter begünstigt.

Altea liegt an einer etwa 6 km Bucht zwischen dem Kap Mascarat im Norden und der Punta de la Bombarda im Süden, an der Mündung des Río Algar ins Meer.

Das Stadtgebiet besteht aus zwei urbanen Zentren – Altea und Altea la Vieja, etwa einen Kilometer im Landesinneren – sowie zahlreichen als  urbanisaciones bezeichneten Wohngebieten in der Umgebung beider Zentren.

Altea gilt als Kulturzentrum der Region Valencia. Im Laufe der Jahre haben sich viele Kunstschaffende, Musiker und Schriftsteller in der Stadt angesiedelt. So beherbergt die Stadt mit der Villa Gadea eine Kulturinstitution, die von der UNESCO als internationale Musikschulstätte anerkannt wurde. Des Weiteren befinden sich das Kunstzentrum Casa de cultura und das Konzert- und Kulturzentrum Palau Altea in der Stadt. In Altea befindet sich die Fakultät für Schöne Künste der Universität Miguel Hernández Elche.

Sehenswürdig ist die Kirche La Mare de Déu del Consol (span. Nuestra Señora del Consuelo) mit ihren Kuppeln aus blauen und weißen Kacheln. Sie bildet das Zentrum der umliegenden Altstadt mit den engen Gässchen, die vielfach mit runden glatten Natursteinen gepflastert sind.

Entlang der Bucht von Altea erstrecken sich mehrere Strände mit zahlreichen kleineren Buchten und Klippen. Zu nennen sind hierbei: La Olla, Cap Negret, El Mascarat, La Roda und Cap Blanch. La Roda bildet hierbei den meistbesuchten Strandabschnitt, da er unmittelbar an die Strandpromenade Alteas angrenzt.

Rennradfahrer nutzen dieses Gebiet seit Jahren als Winter-Trainingsqúartier. Professionelle Teams wie das TREK-Segafreddo-Team bezieht seit Jahren Quartier im Albir Plaza Hotel. In den Monaten Dezember und Januar trainieren bunte Rudel eifriger Renner aus ganz Europa in der Marina Alta: Elite-Teams und semiprofessionelle Mannschaften aus Polen, Norwegen oder Dänemark,  belgische Radsportclubs, die hier mit eigenen Begleitfahrzeugen, Technikern und Masseuren anreisen, ganz viele deutsche, niederländische und natürlich auch spanische ambitionierte Freizeit-Radler.

Besondere – eher unangenehme – Bekanntheit erreichte die Region als Profitrainingsgebiet im Januar 2016, als gleich 6 Mitglieder des Giant-Alpecin Profiteams auf einer Trainigsfahrt von einer britischen Autofahrerin angefahren und schwer verletzt wurden. Prominentes Opfer war der Zeigefinger des Klassiker-Siegers John Degenkolb, der nur unter großem operativen Aufwand erhalten werden konnte und zum Glück nach monatelanger Reha wieder einigermaßen funktioniert.

Dieses Foto von der Unfallstelle wurde damals auf Twitter gepostet.