LA DOYENNE

Pfingstsonntag war über viele Jahre ein Höhepunkt im Radjahr des Velo-Club-Selfkant. Bis zu 10 mutige Langstreckler – insbesondere jene, die ihre Ausdauer gerne auf stärker profilierten Strecken erprobten, strampelten den Radmarathon „Tilff-Bastogne-Tilff“, – der Tourversion des Profirennes Lüttich-Bastogne-Lüttich. Bis auf wenige Kilometer und dem Schlussanstieg in Ans genauso lang und schwer wie das Profirennen.

1993 traute ich mich zum ersten Mal mitzufahren nach Lüttich. Mit  den über 4000 Höhenmetern kam ich ganz gut zurecht, sodass ich in den folgenden Jahren mehrfach dort startete -trotz der frühen Anfahrt – (5.00 Uhr ab Höngen) und des mehrfach miesen Wetters, in der Regel begleitet von Walter Cohnen mit frischer Fla und kühlen Getränken aus seinem Bäckerei-Transporter.

2010 nahm ich noch mal alleine teil. Aus dem Jahr wird mir ewig in Erinnerung bleiben, wie ich mich am Coca Cola Erfrischungsstand auf dem Col de la Redoute blamiert habe. Nach über 200 km können sich die Rennradler oben auf dem bis zu 20% steilen Anstieg mit einem Becher Cola erfrischen. Fast alle Teilnehmer nehmen das Getränk gerne an. Entweder nimmt man einen der bereit stehenden Becher vom Tisch oder aus den Händen der jungen Hostessen, die einem die Getränke anreichen. Geschickte Fahrer schaffen das im Vorbeifahren, ohne anzuhalten.

So cool glaubte ich das ebenfalls zu können. Neben der Bude mindestens 15 bis 20 Renner, die ihre Cola schon in Händen hielten und eine kleine Pause einlegten. Mit mir rollten mehrere Renner an den Stand, die auch so durstig waren wie ich. Gleichzeitig versuchten wir eine Cola zu schnappen. Viel zu langsam und zu unsicher schlenkerte ich auf die Erfrischung zu, die eine attraktive junge Frau mir entgegen streckte. Eine leichter Kontakt mit der kräftigen Schulter eines deutlich schnelleren Niederländers reichte: Ich griff daneben, stieß der hübschen Hostess den Becher aus der Hand. Die braune Brühe ergoss sich über ihr weißes T-Shirt. „Sorry, Sorry“, Excusé!“ stammelnd touchierte mein Vorderrad das Hinterrad eines bereits abgestiegenen Renners. Einhändig lenkend schlug mein Lenker um. Fast im Stehen kippte ich zur Seite und landete im Cola-feuchten Dreck, weil ich nicht rechtzeitig die Schuhe aus den Klickpedalen lösen konnte. Wie ein hilfloser Käfer versuchte ich meine Füße frei zu bekommmen. Allgemeines Gelächter aber auch unverständliches Kopfschütteln um mich herum und ein Helfer, der mir aufhelfen wollte. Peinlich lange dauerte es, bis ich endlich meine Beine sortiert und mich aus der missliche Lage aufrappeln und wieder aufsteigen konnte. Bloß schnell weg! Ohne Cola.