Queen Charlotte Sound

 „Dolphins!“ ruft irgend jemand. Alle drängeln an der Reling mit ihren Kameras. Tatsächlich tummeln sich drei Delfine in der Nähe einer Lachsfarm, wahrscheinlich in der Hoffnung auf einfache Beute. Das war der einzige aufregende Moment während der Fährüberfahrt von Wellington nach Picton. In der letzten halben Stunde auf der großen Interislander gibt’s dann doch was zu gucken, weil sie jetzt durch das Insel-wirrwarr in den Tory Channel  und dann in den Quen Charlotte Sound einbiegen muss. Da kommen die dicht bewaldeten unbewohnten Inseln und die Buchten des Festlandes ganz schön nahe. 

Kurz vor Picton lugt ein Kreuzfahrtschiff um die Inselecke. Dann legen wir auch schon an. Da wir 9 Radfahrer als letzte auf die Fähre fahren durften, können wir sie als erste verlassen. So kann ich rasch bei einer freundlchen Lara im i-site-Büro für morgen früh den Boat-Shuttle zur Punga Cove buchen. In der Sommer-Hochsaison starten dort die Biker auf den Queen Charlotte Trail.

Im Fat Cot Backpackers schlafe ich mit drei jungen Amerikanern und Australiern in einem 9-Bettzimmer. Dennoch ist kaum Platz für meine Taschen. In der Küche kochen in einem wundersamen Sprachgemisch mindestens 4 Gruppen gleichzeitig ihr Abendessen. Nicht nur hier, auch in den Duschräumen und der Lounge sind wirklich alle Steckdosen trotz Mehrfachsteckleisten mit Smartphones, Tablets, Kamera-Aufladegeräten oder Powerbanks belegt. Niemand macht sich hier Sorgen um den Verbleib seiner Geräte. Aber seinen Saft, die Milch, die Tomaten oder das Obst, alles was über Nacht in einem der Kühlschränke frisch gehalten werden soll, beschriftet man besser per Aufkleber, sonst könnte das Frühstück morgen eventuell ausfallen.

Um 7.30 bin ich am Hafen. Nur drei Pasagiere – alle deutsch- gehen an Bord. Nur ich mit dem Rad. Aber eine Menge Taschen, Rucksäcke und Koffer, dazu Kühlboxen mit Muscheln und Crayfish (Hummer?) werden eingeladen. Auch ein paar Briefe und ein Päckchen nimmt der Bootsführer mit.

Das Boot setzt nicht nur Touristen in den einzelnen Buchten ab, sondern fungiert als Post – und Transportboot. Wanderern wiird ihr Gepäck an den gewünschten Steg gelegt, den Lodges erhalten den frischen Fisch und die Briefe kommen in die Postbox am hoffentlich richtigen Steg.

Punga Cove ist die vorletzte der anzufahrenden Buchten. Hier übernachten Wanderer/Radfahrer in kleinen Spitzdachhütten im steilen Dschungelhang und nehmen im Strandcafé Frühstück oder auch nur einen Drink.

Ohne Gepäck fahre ich von hier am Fjord entlang, nicht auf dem MTB-Trail sondern auf der nach 4 Schotterkilometern asfaltierten, schattigen Straße.

Über 70 km schlängelt sie sich erst am Kenepuru, dann am Queen Charlotte Sound zurück nach Picton. Von einer Bucht zur nächsten rolle ich. Von einem Ausblick zum anderen klettere ich.

Gut, dass ich die Tour ohne Gepäck machen könnte.