SCHEIN REICH

Sharjah, 21.01.09

Saskia hat ein ausgezeichnetes, nicht zu großes 4 sterne hotel für uns ausgesucht. Geräumiges komfortables zimmer, zuvorkommender service, freundliches personal, abwechslungsreiche und feine küche, zwei tolle pools mit meerblick und ein herrlich ruhiger sandstrand – wir sind rundum zufrieden als nach zwei tagen das wetter sonnig und warm wird trotz einer frischen brise vom meer.

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Nur eins haben wir nicht gewusst: Das hotel liegt im Emirat Sharjah. Dieses scheichtum hält noch strengere regeln zum alkoholkonsum ein als die anderen arabischen länder. Es gibt überhaupt keinen alkohol – ausnahmslos keinen – nicht mal in den teuren großen hotels. Das ist ein echtes manko. Zu einem sphärvollen abendessen gehört einfach ein gutes glas wein. Wir müssten dazu ins nördlich gelegene Ajman laufen oder im stau nach Dubai-Stadt fahren.

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Eine busfahrt von unserem hotel zum Dubai City Center (ca 25 km) dauert 2 stunden – egal zu welcher tageszeit. Stop and go von morgens 6 bis abends 24 uhr. Die hochbahn, die Siemens dem scheich nicht schnell genug bauen konnte und die nun von Japanern ausgeführt wird, soll das verkehrschaos lindern. Ich glaube nicht an deren erfolg. Der prestigewert des fahrens mit dem eigenen meist teuren pkw ist einfach zu hoch in dieser gesellschaft. Auch wenn der individualverkehr viel zeit und nerven kostet, klettern hier alle ins meist teure auto. Nur die wenigen unmotorisierten gastarbeiter und einige sparsame touristen nutzen busse. Roller, mopeds oder gar fahrräder sieht man so gut wie nie – abgesehen von einigen pizza-kurieren.

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„Hier ist alles fake“, meint Saskia, als wir im sightseeing doppeldecker an Dubais vermeintlichen sehenswürdigkeiten vorbei rollen. 24 Stunden ist unser busticket gültig. Die werden wir bei dem immer währenden stau auf Dubais straßen auch brauchen, wenn wir die komplette tour absolvieren und an manchen stellen aussteigen wollen.

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Dubai-Skihalle, aufgeschüttetes „Palm-Island“ mit dem schweinchenfarbenen 7 Sterne-Atlantis-Hotel, Mall of Emirates, Gold Souk, das unterwasserrestaurant, Alles ist kitschig, golden verziert, protzig, aufgemotzt, riesig und teuer, aber unwirklich. Außer den kleinen wassertaxis und den Dhaus auf dem Creek wirkt alles künstlich, unecht. Nur das treiben in den häfen, am fisch- oder am tier- und vogelmarkt ist ursprünglich, scheint authentisch.

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In Dubai schraubt der gigantismus sich von einem superlativ zum nächsten: höchster turm, größte mall, teuerstes hotel… Ständig werden neue projekte aus dem boden gestampft, die die vorherigen  und vor allem die konkurrenz in Abu Dhabi, Hongkong oder Kuala Lumpur toppen sollen.

Schwäbische touristen in unserem bus ergötzen sich an dieser scheinwelt. Vom glamour der welt der reichen und schönen etwas zu erhaschen, lassen sie sich was kosten: 135 € für eine tasse tee mit gebäck und den trüben ausblick vom toprestaurant des Burj al Arab. ImageSie müssen auch noch drei tage darauf warten, weil alle plätze ausgebucht sind und wissen nicht, ob sie überhaupt einen fensterplatz erhalten.

ImageIn der zeitung lese ich, dass die finanzkrise auch die Emirate trifft. Die hotelmanagerin spricht von 50 % geringerer belegung gegenüber dem vorjahr. ImageIm straßenbild Dubais merke ich nichts davon. Überall wird gebaut. Bis tief in der nacht hört man kompressoren und baumaschinen an straßen und brücken, der hochbahn, neuen hotels, wolkenkratzern und bürotürmen.

Der höchste der welt steht kurz vor der fertigstellung. Die dritte kunstinsel ‚world‘ soll noch in diesem jahr fertig werden, die bahn in wenigen monaten in betrieb gehen. Investitionen für das zeitalter nach dem öl! Dubai soll attraktiv bleiben, auch wenn die quelle des jetzigen reichtums versiegt. Es soll in zukunft noch mehr besucher anziehen, möglichst gut betuchte. Keine Radtouristen! „Do simmer Dubai“, schrieb Saskia mir in einer mail. als sie den flug hierhin gebucht hatte. Einmal und nie wieder!Image