Schweden-Transit

Lund, 24. 08. 2014

Schweden – darauf bin ich eigentlich gar nicht gefasst. In meiner „Maximal-Route“ war das Land schon vorgesehen. Aber wirklich gerechnet, hab ich nicht damit, hierhin zu kommen. Jetzt bin ich da. Aber eine Reise durch Schweden kann von meinem Gefühl her gar nicht mehr antreten. Ich bin auf dem Nach-Hause-Weg. Die Fahrt durch die südliche Ecke Schwedens sehe ich (leider) nur als notwendige Transit-Strecke. Dabei könnte ich  noch so viele schöne Küstenorte, schwedisches Landleben und auch einige interessante Städte sehen. Sobald die Sonne zwischendurch mal scheint, halt ich auch an und fotografiere, schaue mich um. Aber im Regen und Wind drücke ich mich unaufhörlich Richtung Malmö, von wo ich nach Kopenhagen rüber möchte.

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Gelesen hab ich über Schweden vorab nichts. Das Tourist-Info in Karlsham ist samstags geschlossen. Nicht mal eine Straßenkarte hab ich.Die  kauf ich gleich in einem Buchladen. Auf dem Markt der Hafenstadt ist schon jede Menge los. Gemüse, Blumen, frische Backwaren werden verkauft. Vor allem aber werben die politischen Parteien an ihren Ständen. In Schweden – oder zumindest hier in Gotland – sind demnächst Kommunalwahlen.

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Nachdem ich mir auf der Karte einen Überblick verschafft habe vom Küsten- und Straßenvelauf, entscheide ich über Kristianstad zu fahren und nicht den R 10 zu nehmen. Das regnerische Wetter vergrault mir Strände und Fischerdörfer. Wenn die Sonne die weit auseinander liegenden Häuser in den kleinen stillen Orten in ihren klaren Farben erstrahlen lässt, kommt dann aber schon so ein wenig Bullerbü-Gefühl auf. Als in einer kleinen felsigen Bucht ein paar Boote an einer der roten Hütten liegen, denke ich, so könnte es in Saltkrokan auch ausgesehen haben. Heute im Nieselregen ist niemand  in dem kleinen Bootshafen. Dennoch höre ich irgendwo in einer Halle einen Motor starten. Dieser „Melcherson“ hat anscheinend „den richtigen Ruck“.

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Ich kann mir den Ruck leider nicht geben, um mit echter Neuigier und Freude durch Schonen zu radeln. Dabei ist die Landschaft abwechslungsreich. Es gibt viel Wald,noch mehr Weideland das von grauen Steinmauern durchzogen ist, Getreidefelder, die fast alle abgeerntet sind. Als ich am Sonntag  morgens noch ein großes Haferfeld entdecke, das nur zu einem Drittel gemäht ist, weiß ich, dass nicht nur ich unter dem ständigen Regen zu leiden habe. An vielen Stellen blühen Feldblumen, Schafe grasen, Pferde drehen ihre Hintern in den Wind. Große Einzelhöfe, hübsche kleine Bauernhäuser und manche hübsche Hütte – fast immer mit der Schweden-Flagge fotografiere ich. Aber zu oft verdirbt der dunkle Himmel das farbige Bild.

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Schwedisch finde ich lustig von der Klangmelodie her. Und geschrieben lassen sich viele Wörter leicht erschließen.

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Vor den Städten wie überall die Gewerbegebiete und Supermärkte auf der grünen Wiese. Im Zentrum Markt mit Rathaus, auch ein-zwei Straßencafés, einen Fastfood-Laden und die Fußgängerzone mit den in Europa üblichen Filialen der populären Bekleidungs-Ketten. Dazu in den Wochen vor der Wahl, Werbe-Häuschen der Partgeien, ganz witzig immer in der entsprechenden Farbe.

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Bis Malmö schaffe ich es am Sonntag nicht. In Lund streiche ich die Segel nach knapp 100 km, auf denen ich mit den drei längeren Anstiegen kämpfte, mit dem Wetter, dem Navi, das Radwege entlang der E 22 nicht erkennt bzw. als  Autobahn identifiziert. Es schickt mich deshalb auf kilometerlange Umwege, die ich manchmal erst spät korrigieren kann. Vor allem aber kämpfe mit mir selbst. Am Regen kann ich nichts ändern. An meiner Einstellung anscheinend auch nicht.

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Als in Lund mein GPS mich zu  einem „Vandrarhem“ leitet, das inzwischen abgerissen wurde, ein zweites am Sonntagabend um 17.30 geschlossen ist, bin ich stinksauer. Eine Passantin erklärt mir, dass in Schweden seit dem 17. August die Schulferien zu Ende seien. Danach hätten diese den deutschen Jugendherbergen ähnlichen Unterkünfte mit allerdings viel geringerer Bettenzahl meist zu. Jetzt noch 11 km zur nächsten verregneten Nacht auf einem Zeltplatz? Ich nehme ein viel zu teures Hotel.