Terracotta Garten und „Art in Paradise“
Für letzten Tag in Chang Mai hab ich mir einen Vomittag der Ruhe und Entspannung verordnet Der Terracotta Garten im Süden der Altstadt, ist dazu ein idealer Platz. Der von der Größe eher bescheidene Baan Phor Liang Meun Terracotta Garden, wie er vollständig heißt, liegt ganz in der Nähe des südlichen Altstadttores.
Zwischen den Mauern komme ich mir vor wie in einem verwunschenen Tempel im Dschungel. Es ist schattig, grün und kühl. Es gibt große Bäume, Palmen und Bambus. Eine sanfte und friedliche Ruhe und ein angenehm erdiger Geruch liegen in der Luft. Auf einer modrigen Bank klimpert ein junger südamerikanisch ausschauender Besucher leise auf seiner Guitarre für seine hübsche thailändische Begleiterin im blumigen Sarong. Mehr chillen geht nicht.
Eingepflanzt in üppiges Grün lässt man in diesem fast verfallen wirkenden, aber mit viel Gefühl für maroden Charme gestalteten Garten Lärm und Hektik der Großstadt hinter sich. Vermoste Gottheiten, verwitterte Buddhabüsten, umgekippten Statuen und brüchige Reliefs – alle Exponate haben fast etwas Mystisches, bis der Kaffeeduft der angegliederten Cafeteria mir in die Nase steigt.
Nach all dem alten „Kram“ jetzt noch ins Museum? Ja, in ein neuartiges, wenn auch das Gebäude noch traditionell wirkt, ist der Eingang zur Ausstellung „Art in Paradise“ schon außergwöhnlich: Mona Lisa begrüßt jeden mit einem thailändischen Wai.
Nachdem ich eine App aufs Handy geladen hab, kann ich die Illusionen in diesem 3D-Museum voll ausnutzen. Durch die Smartphon-Kamera betrachtet bewegen sich die dargestellten Bilder. Ich kann mich selbst in die Szenen hinein begeben und werde Teil des Kunstwerks. Allerdings brauchst du einen Partner, der dich fotografiert oder die Videos aufnimmt.
Zu meinem Glück ist Mia, eine junge chinesische Besucherin auch solo und fragt mich, ob wir zusammen die Ausstellung machen. Machen soll man hier nämlich wirklich. Kreativ und geschickt mit dem Smartphone bin ich ganz und gar nicht. Aber ich trau mich, als ich merke, dass Mia es auch nicht allzu ernst nimmt, mit der Illusionskunst. Zumindest nicht so verbissen, wie viele ihrer Landsleute, die manche Einstellungen zigmal wiederholen und die auf dem Boden aufgezeichneten besten Kamerastandorte belegen, bis wir ungeduldig weiter ziehen.
Manches gelingt uns ganz gut. Über die angebotenen Szenen und deren Stil kann man streiten. Den asiatischen, speziell den chinesischen Fotogeschmack scheinen die Macher der Illusionsshow getroffen zu haben.
Unter-Wasser-Welt, Dschungel, Aladins Wunderwelt, Horrorszenarien, alte Kunst, Venedig, japanische Gärten, ägyptische Grabstätten, Tierszenen, – in all das kann ich mich hineinversetzen.
Bis mein Handy-Akku leer ist. Mia hat eine Powerbank mit. Ich nicht. Somit zeichne ich nach etwa der Hälfte des Rundgangs nur noch für die recht kritische Frau auf.
Noch längst nicht in jeder Szene will sie sich wieder finden. Zum Abschied erzählt sie, dass sie Zeugin Jehovas ist. Die Glaubensgemeinschaft, versichert sie, wird in China nicht mehr verfolgt. Heute Abend will sie noch in der hiesigen Jehova Gemeinde einen Bibelabend besuchen. Zum Glück lädt sie mich nicht dazu ein.