Tongariro National Park

Die drei höchsten Berge der Nordinsel liegen nahe beieinander etwa mitten auf der Insel in einem Nationalpark, der nach dem kleinsten der drei benannt ist, dem Tongariro – 33 m fehlen ihm an 2000. Donnerstag morgen versteckt er sich leider hinter hellgrauen Wolken, als ich in Turangi losfahre.

Gleich neben ihm ragt der unaussprechliche Ngauruhoe mit seinen fast 2300 m in den weiß-blauen Himmel. Die Idealform eines Berges hat dieser Vulkan, so schön mit seinen symmetrischen Hängen, so mystisch durch die ihn umschwebenden Wolken, dass er im Film „Herr der Ringe“  den Schicksalsberg spielen durfte.

Der dritte – Ruapehu – ist mit 2797 m der höchste und einzige, der in diesem Sommer noch eine Schneekappe trägt. An seinen hängen tummeln sich im Winter Skifahrer. Whakapapa ist, mit dem südwestlicher liegenden Skigebiet von Ohakune zusammen, der Wintersportort der Nordinsel.

Im Sommer bevölkern aber noch mehr Touristen den Naturpark. „Tongariro Alpine Crossing“ – eine 20 km lange Tageswanderung, die in 7 Stunden gut zuschaffen ist, gilt seit Jahrzehnten als eine der spektakulärsten Wanderungen durch eine Vulkanlandschaft auf unserer Erde. Zwei Werbe-Fotos zum Beleg:

  

Diese recht bequem zu erreichende vulkanische Hochgebirgskulisse hat zu einem  – abhängig vom Wetter – fast täglichen Wahnsinnsandrang im Nationalpark geführt. Bis zu 1000 Wanderer laufen an besonders schönen Tagen wie an der Leine hintereinander durch diese phantastische Vulkanlandschaft.

Wandern ist nicht mein Ding, schon gar nicht 7 Stunden. Und dann eventuell noch mit hundert anderen im Gänsemarsch.Trotzdem hab ich lange überlegt, denke auch jetzt noch im National Park Village daran, vielleicht morgen doch mitzulaufen. Die Chance ungenutzt verstreichen zu lassen, finde ich selbst sehr schade. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Wanderung durchhalte.

Ganz anders Jakob vom Bodensee. Der lag gestern am Tauposee schon neben mir unter einem schattigen Baum, an seinen recht geräumigen Rucksack gelehnt, neben sich sein TREK- Fully mit zwei der neuartigen ‚bikepacking‘-Taschen im Gras. Jetzt kommt er stark verschwitzt im nassen T-Shirt auf die Kaffee-Bude zugeradelt, an der ich gerade wieder einen ‚long black‘ nehme. Wir begrüßen uns. Er erkennt mich auch wieder von gestern. Sofort merken wir, dass wir beide Deutsche sind. Er ist ein Stiller, zumindest zurückhaltend. Bevor er auf meine Fragen antwortet, überlegt er immer lange, was er sagen soll. Wahrscheinlich bin ich ihm viel zu aufdringlich.

Seit 2 1/2 Monaten ist er in Neuseeland. Will auch noch auf die Südinsel. Letzte Nacht hat er in Turangi gezeltet. Da will er heut Abend auch wieder hin. Dennoch hat er heut morgen alles aufs Rad gepackt. Aber vor dem langen Anstieg hier rauf zum Tongariro Parkplatz hat er seine beiden Radtaschen irgendwo im Wald versteckt. Nur den Rucksack schleppt er noch. Den braucht er auf seiner heutigen Wanderung. Vom Endpunkt des Crossing, wo wir jetzt stehen, will er den Wanderern entgegen gehen bis zum Kratersee. Deshalb schließt er hier sein Rad ab und geht los. Einen Kaffee mag er nicht. Wanderschuhe ind Stöcke könnte er hier leihen, macht er aber nicht. Auf seinen schon ziemlich verschlissenen Turnschuhen macht sich auf den Weg, mit denen er auch Rad fährt. Wenigstens von meiner Banane bricht er sich ein Stück ab. Ich wünsch ihm viel Spaß und gutes Gelingen.

Seinen Leichtmut, seine Unbekümmertheit bewundere ich, mach mir aber auch Gedanken, was ihm alles widerfahren könnte. Für derartige Abenteuer bin ich nicht nur jetzt zu alt, so mutig/leichtfertig war ich nie. Mag sein, dass ich dadurch einiges verpasst habe z. B. diese einmalig schöne Wanderung.

Meine Etappe heute ist herrlich: 40 km auf den SH 46 und 47 nur mit örtlichem Verkehr, ständig gemächlich ansteigend, nie zu steil.

Vier oder fünf Mal gurgelen und plätschern unter mir klare, steinige Bergbäche, deren dicht bewachsene Ufer so üppig, fast tropisch wirken.

Sanft geschwungene Wiesen voller gelbblühender Blumen leuchten in der Sonne. Dankbar und froh, das schaffen und sogar genießen zu könnenn, bekomme ich sogar ein Einzelzimmer im Hostel. Nicht mehr hadern, ob ich nicht doch….