WECHSEL HAFT

Göreme ist ein bizarrer höhepunkt der reise. Camping Panorama ein wohltuendes idyll. Das sonnig warme wetter eine einladung zum faulenzen. Für die genesung meines knies kommt die lange pause goldrichtig. Trotzdem sind vier tage an diesem ort mir einfach zu viel. Ich trau mich aber nicht, schon wieder allein vorauszufahren. Prompt schlägt am dienstag das wetter um. Sturm und regen peitschen von westen durch das tal. Die temperatur stürzt um 15 grad.

Markus erfährt abends von einer neuen chance, seine freundin bald noch mal zu treffen. Birgit hat unverhofft die erste novemberwoche frei. Sie möchte nach Syrien kommen. Er checkt flüge und hotels im internet, plant seine Syrien-tour um. Die im visumantrag genannte einreise am 18. 10. können wir ohnehin nicht mehr schaffen.

Abends sind unsere zelte so nass, dass wir sie zum trocknen unter der überdachten caféterasse aufbauen. Dort schlafen wir auch, damit wir am mittwoch morgen früh losfahren können und nicht warten müssen, bis die zelte trocken sind.

Am mittwoch morgen ist es zunächst trocken. Achmed unsere campwirt prognostiziert aber weiteren starken regen. Er will ja nur, dass wir noch einen tag bleiben.

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Bis zu der enttäuschenden unterirdischen stadt in Derinkuyu scheint sogar die sonne. Der starke südwestwind bläst uns aber heftig entgegen. Wegen des noch nicht schmerzenden knies fahre ich möglichst kleine gänge nur im sitzen. Den rechten fuß klick ich auch gar nicht ins pedal ein. Das knie ist wieder in ein kühlende weißkohlblatt eingewickelt. Weißkohl gibt’s hier zum glück in übergrößen und haufenweise. Nur die offene scheuertelle in der kniekehle spüre ich. 

Um zwei kaufen wir auf dem eine riesige auswahl bietenden gemüsemarkt eines kleinen dorfes das abendessen ein. Eine halbe stunde später ziehen gewitterwolken auf. Erste bltze zucken aus dem dunklen himmel über das weite leere ackerland. Wir ziehen unsere regensachen an. Aber dem hagel-regen-sturm, der jetzt einsetzt und uns in der nächsten stunde genau 10 km weiter kommen lässt, sind meine goretex sachen nicht gewachsen. Das wasser steht in meinen schuhen. Oberschenkel und arme sind eisnasskalt. Das zweilagige ‚windstopper‘ material wärmt nass nicht mehr. Einzig mein kopf unter der neuen kapuze sowie brust und rücken in der in Istanbul frisch imprägnierten jacke bleiben trocken. Nach 20 km regen endlich eine tankstelle. Da es immer noch stark regnet, bringt ein kleiderwechsel nichts. Nur die fotokamera pack ich regensicherer weg.

Noch 30 km müssen wir so durchtränkt weiter. Zum glück die letzten 18 mit rückenwind. Markus ist weniger nass als ich. Er möchte vor Nigde noch einen kostenlosen schlafplatz suchen. Ich suche ein billiges hotel in der stadt. Letztlich schließt sich Markus mir doch an. Im total verrauchten ‚Rumeli‘ kommen die räder in eine unbenutzte dusche und wir in ein billiges doppelzimmer ohne bad.

Als ıch unter der dusche stehe, versiegt plötzlich das spärliche warmwasserrinnsal völlig. Der gas-durchlauf-erhitzer ist ausgefallen. Zuerst versuche ich das gerät weıder ın gang zu bekommen. Fröstelend gebe ıch auf und hüpf über den flur in unser zimmer. Warm angezogen wasche und schneide ich das gemüse. Markus holt fladenbrot. Ich gebe ziegenkäse dazu und würze kräftig. Der bauernsalat ist klasse.

Aber er bekommt mir nicht. In der nacht muss ich dreimal zur toilette. Immer schlımmer fröstele ich. Am morgen zittere ich am ganzen körper. Markus sieht sofort, dass mir nicht gut ist. Er macht mir einen heißen tee mit honig und zitrone. An der rezeption holt er mir gleich drei weitere decken. Im bett setzt er mir noch mein fleece-mützchen auf. Für ihn ist es kein problem, nicht weiter zu fahren. Er kann dann in ruhe Birgits besuch in Syrien und die änderungen seiner route planen.

Bald schwitze ich wie in der sauna. Um 10 bringt der hotelwirt mir ein grünes heißgetränk, das gut für den magen sein soll. Es schmeckt stark nach eukalypthus und tut mir sehr gut. Ich schlafe noch mal ein. Gegen drei fühle ich mich viel besser. Markus misst meine temperatur. 36,1˚. Ich räume meine sachen zusammen und will mal an die frische luft.

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Nigde hat zwei sehenswürdigkeiten: einen achteckigen uhrenturm und eine trutzige burg. Der bazar ist aber viel interessanter wegen all der typen, die man dort erleben kann. Abends esse ich zwei portionen reis in einem restaurant und trinke tee dazu. Ich spüre, dass ich morgen wieder fahren kann. Aber gleich 100 km über einen 1600 m hohen pass?