WENIG LOS

Marand, 13. 03. 09
Bis Tabriz ist es nur noch eine halbtagsetappe. Und von Tabriz bis Marand schaff ich’s auch in einem halben tag. So habe ich mit einer übernachtung doch einen ganzen tag in der stadt der teppiche. Es soll mehr als 20.000 teppichhandlungen in Tabriz geben. Im bazar – einer der größten im orient – finde ich zwar welche, aber keine besonders dekorativen auslagen.
Tabriz ist eine quirrlige geschäftige millionenstadt.
In den mit transportern und taxen verstopften straßen schleppen dennoch viele träger ihre großen lasten durch die stadt.
Ahmedrheza, ein 13 jahre alter radbegeısterter, hilft mir mich zurecht zu finden. Zuletzt stellt er mich voller stolz seiner oma und seinem vater vor, in dessen Elekrogeschäft.
Die parks und grünanlagen, die das stadtbild schmücken sollen, sind noch winterlich kahl. Immerhin liegt Tabriz auf über 1300 m meereshöhe. Die zentralen sehenswürdigkeiten sind in keinem besonders guten zustand.
 
Die Alishah Mosque (Ark genannt) wird gerade renoviert. Nebenan außerdem die riesige baustelle einer neuen moschee.

In der Blaue Moschee sind viele mosaike und reliefs in der vergangenheit beschädigt worden und konnten nicht mehr restauriert werden. Von der ehemals blauen fassade sind auch nur noch wenige teilstücke und das hauptportal erhalten.
Das Azerbeidschan-museum bietet ausgewählte keramik, erlesenen schmuck und ausgefallene waffen. Aber das bieten in ähnlicher weise ja alle volkskundlichen sammlungen.

Das Azerbeidschan-museum bietet ausgewählte keramik, erlesenen schmuck und ausgefallene waffen. Aber das bieten in ähnlicher weise ja alle volkskundlichen sammlungen
Die ausstellung des kleinen Koran- und Manuskripten-museum in einer ehemaligen moschee ist exklusiver. Koran-handschriften mit farbigen calligraphien, handschriftliche verse des berühmten Emam Reza auf tierhäuten neben anderen miniaturen der kleinste handschriftlich verfasste und verzierte koran lohnen einen besuch.

Zu meinem pech stehe ich am freitag vor den verschlossenen toren des Ghadaki-hauses – einem stadtpalast mit klassischer gartenanlage.
Zu dem auf einer insel in einem see liegende Elgoli-haus außerhalb der stadt finde ich nicht. Als hotel genutzt scheint es nur für gäste zugänglich.

Auf einer breiten ausfallstraße richtung Marand noch ein unangenehmer, aber glimpflich verlaufener unfall. Ein autofahrer parkt in der zweiten reihe und öffnet die fahrertür in dem moment, als ich vorbei fahre. Meine hintere rechte tasche bleibt an der türkante hängen und wird abgerissen. Einer der haken ist gebrochen. Zum glück habe ich ersatzhaken. Ungewohnt für den Iran, wie lange die sofort um mich versammelten männer auf den fahrer einreden müssen, ehe er sich mal zu mir bemüht und sein bedauern ausdrückt.
Den freitag morgen nutzen iranische radsport begeisterte anscheinend auch zum traiming. Vier junge mountainbiker halten und schauen sich mein rad sehr kritisch an. Mal ausprobieren, wie es sich mıt dem gewicht fährt, wollte keıner.
In Marand sind sofort mehrere freundliche junge männern um mich. Sie bringen mich zu einem preiswerten guest-house, wobei sie mir schon vorab erklären, es sei nicht sehr komfortabel aber für eine nacht akzeptabel. Vier helfen mir mein rad und mein gepäck hoch zu tragen. Auf dem flur vor meinem zimmer, noch bevor ich es beziehe, wollen sie schon mit mir diskutieren. Sie zeigen sich aber höflich genug, mir etwas zeit zu geben, um mich frisch zu machen. Um halb sieben klopfen zwei von ihnen schon wieder. Sie führen mich in ein restaurant, in dem es ein besonderes kebab gibt, eine spezialität aus Tabriz und umgebung. Mir schmeckts gut. Aber die beiden studenten sind anstrengend. Ich muss mich auf ihr englisch voll konzentrieren, weil ihre aussprache recht ungewöhnlich ist.
An meiner radreise oder meiner person sind sie überhaupt nicht interessiert. Sie löchern mich mit fragen zu studien- und arbeitsmöglichkeiten in Deutschland und Europa. Oft bleibe ich ihnen antworten schuldig, weil ich mich nicht auskenne mit den möglichkeiten für ausländische studenten.
Abschließend noch einen tee mit gebäck zu nehmen, gelingt trotz einer längeren suche in den dunklen straßen des zentrums nicht. Kein geöffnetes teehas mehr am freitag abend um 20.30 Uhr. Den beiden ist das peinlich. Sie erklären es mit dem fehlendem bedarf in ihrer kleinstadt.