WÜSTEN REGEN

im bus nach Damaskus, 29-10-2008

Da komme ich zum erstenmal in meinem leben in eine wüste. Prompt regnet es. 15 km vor Palmyra sehe ich aus dem busfenster schon die grauen wolken hängen. Wenige minuten später tropfen auf den fensterscheiben und freudige aufregung im bus. Es regnet zum erstenmal in 2008. In 2007 hat es in Palmyra insgesamt 30 mm niederschlag gegeben. So starken regen, wie er jetzt kurz vor dem ortseingang einsetzt, gab’s in Palmyra seit fünf jahren nicht. Alle einwohner freuen sich.

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Der ort wird mit dem wasser nicht fertig. Überall entstehen in wenigen minuten pfützen. Auf dem weg vom bushof zur unterkunft fahre ich durch mehrere 50 bis 60 qm große laachen. Sand spült auf die fahrbahn. Frauen und kinder fegen das wasser aus den hauseingängen. Überall tropft und rinnt es in die häuser und läden.

Eine gemüsepfanne mit brot esse ich und kaufe noch wasser und obst für morgen. Aber ich ahne schon, dass morgen das wetter auch nicht viel besser sein wird. Mein pensionswirt rät mir, morgen wieder den bus zu nehmen nach Damaskus. Es werde morgen wieder regnen, sagt er voraus.  Die straße sei jetzt schon an einer stelle so unterspült, dass die autos hier sandpiste fahren müssen. Er hält es für möglich, dass ich auf der strecke an stellen komme, die mit dem rad unpassierbar sind. Außerdem gäbe es zwischen Al Busayi (75 km) und Damaskus (200 km) keine unterkünfte mehr. Nur noch militärposten, pipline-stationen und betriebsgebäude  vom  straßenbau. Natürlich auch mehrere Beduinen-zelt-dörfer.

Zusammen mit Markus würde ich morgen mit dem rad aufbrechen. Aber alleine werde ich mich nicht trauen. Der gastwirt schaut mich ganz treuherzig an, als er sieht, wie ich abwäge:  „Tomorrow bus to Damasque. It’s better for you!“ Wie elend schaue ich eigentlich aus nach so einem busausflug in die verregnete wüste?

Um den sonnenaufgang in der wüste zu erleben, hab ich den handyalarm eingeschaltet. Aber der himmel ist grau verhangen. Kein sonnenstrahl trifft um sechs uhr ortzeit die tempelruinen. Weil aber so früh touristen mangelware sind in der antiken „stadt der tausend säulen“, fahre ich gleich mit dem leeren rad los zu den tempeln, ins säulenfeld und ins tal der gräber.

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Trotz der ungünstigen lichtverhältnisse finde ich das ensemble aus verschiedenen tempeln und grabstätten, säulenhallen und dem theater überwacht von der burg in dieser wüstenlage grandios. Mehr als zwei stunden fahre, staune und fotografiere ich.

Doch dann wird der himmel immer grauer. Es fängt wieder zu regnen an. Mein zweiter bustag in folge steht bevor. Hier im regen zu bleiben, lohnt nicht. Dann besser im bus nach Damaskus. Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich meine ersten beiden wüstenetappen im bus absitze.