WÜSTEN TOUR
Muscat, 07-01-09
Wir sind ja so faul und es ist ja so bequem, dass Frau Schmid uns einen Jeep für die mehrtägige Wüstentour besorgt. Wir können auf ihre Zuverlässigkeit vertrauen und all die Sachen, die wir nicht brauchen, während unserer Abwesenheit in ihrem Büro und in der Garage (Fahrrad) unterstellen.
Nach dem Frühstück geht es gleich los. Wir wollen durch die Berge in die Sandwüste (Richtung Sur) und über die Küstenstraße wieder zurückfahren. Ich bin ganz aufgeregt, dass mein lang ersehnter Traum, im Zelt in der Wüste zu übernachten, endlich wahr wird.
Nach einigem Hin und Her, weil unsere „Reise Know How – Karte“ wohl nicht so zuverlässig ist, fahren wir einfach von der asphaltierten Straße runter auf eine Sandpiste, die uns in eine wunderschöne Sanddünen-Landschaft führt: Wahiba Sands. Ganz viele Kamele sehen wir hier, zum Teil an den Vorderbeinen zusammengebunden, zum Teil auch wild. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht im Sand stecken bleiben. Das ist hier nämlich anders, als bei Schnee oder Glatteis. Da tut sich dann gar nichts mehr.
Schon bald geht die Sonne unter und wir beeilen uns, damit wir unser Zelt nicht in der Dunkelheit aufbauen müssen. Franz baut auf, er ist ja schon geübt. Ich bin wieder einmal fasziniert vom Licht der untergehenden Sonne und mache Fotos. Wir kochen nicht mehr, essen Brote und genießen dabei die langsam herein brechende Nacht mit Sichelmond und Venus. Es wird kühl und wir legen uns ins Zelt.
Ungewöhnliche Geräusche – für mich. Der Wind spielt mit dem Vorzelt. Ich hab schon ein bisschen Angst. Franz versucht, mir die fremden Geräusche zu erklären.Wir schlafen beide unruhig – aber wir schlafen zusammen im Zelt.Und das ist so schön! Der Natur so nah!
Sonnenaufgang. Wie schnell sie doch da ist! Aber auch die Fliegen kommen. Wir beschließen, ans Meer zu fahren und dort einen schönen Frühstücksplatz zu finden. Schwierig hier. Überall viel Müll und tote Tiere – halt ein „Gebrauchsplatz“ für die Menschen, die hier wohnen. Auch in den zum Picknicken errichteten Steinpavillons liegen noch Essensreste – und es huschen Mäuse in ihre Löcher. Fliegen auch hier. Aber wir haben Hunger! Wir holen unsere Lebensmittelkiste und Gaskocher und versuchen, es uns schmecken zu lassen.
Unser heutiges Ziel ist die Schildkrötenbucht. Wir landen im „Turtle Beach Resort“. Stolze Preise hier – aber schöne Liegen. Wir bleiben zum Faulenzen. Als die Trecking-Touristen von fünf Jeeps eines deutschen Reiseveranstalters eintreffen, ist Schluss mit chillen und wir brechen auf, um einen Schlafplatz zu finden. In der Geröllwüste oder an diesem fiesen Strand, an dem ein Rudel wilder Hunde herum streunt, Zelt aufbauen, das lassen wir lieber. Schlafen wir eben im Jeep. Können wir doch!
Wir finden einen Kochplatz an der Rückseite eines Gebetshauses. Richtig schön – aber wieder Fliegen. Es schmeckt. Franz hatte sich so auf Nudeln gefreut. Fehlt nur noch ein leckeres Bier.
Am Gebetshaus wollen wir nicht schlafen. Wer weiß, wie das aufgefasst wird von den Leuten, die hier ihr Gebet verrichten? Wir fahren ein Stück weiter. Mit unserem zuverlässigen Toyota Jeep können wir wirklich fast überall hin. Wir richten unser Bett her und ich ratze schon weg, als Franz noch mit mir spricht.
Am Morgen traben ein paar Kamele heran, die hier ihren Wasserplatz haben. Konnten wir in der Dunkelheit nicht erkennen.
Körperpflege mit dem Ortlieb Wassersack reicht vollkommen aus.
Wir frühstücken und wollen noch mal versuchen, Schildkröten zu sehen. Nur eine ein großes totes Tier finden wir am Strand. Ein trauriger Anblick.
Ras Al Hadd fanden wir ziemlich schrecklich, aber es gibt laut Karte noch einen anderen Schildkröten-Ort. Wir finden ein neu gebautes Hotel mit interessanter Architektur.
Dort können wir für geringen Eintritt an den Strand. Aber die geführten Schildkröten-Beobachtungen sind morgens um 4 und abends um 21 Uhr. Man muss reservieren.
Der Strand ist wunderbar. Endlich im Meer schwimmen! Wir sind ganz alleine. Kein Omani, der gafft. Keine Frau, die im vollen „Ornat“ im Wasser paddelt.
Nur einige wilde Kamele traben am Strand entlang – aber die stören gar nicht! Wir verbringen ein paar Stunden mit schwimmen, rumlungern und fotografieren. Die Brandung ist kräftig und wir genießen das Spiel mit den starken Wellen.
Bizarre Felsformationen haben sich hier am Strand gebildet. Die Spuren der Schildkröten sind breit wie LKW-Reifen, die Tiere sicher riesig. Zum Abschluss noch eine kalte Cola in der Hotel-Bar.
Vor Sur finden wir einen schönen, relativ sauberen Kochplatz. Hier, direkt am Meer, macht es Spaß und wir lassen uns viel Zeit. Jetzt sind wir aber für Sur und Wadi Shab schon spät dran. Es gibt auch wieder Probleme, die richtige Straße zu finden und wir kurven ein paar Runden durch die Stadt. Na ja, Städte sind hier eigentlich nie so richtig unser Ding…
Schließlich landen wir auf der fast fertigen, neuen Küstenautobahn. Fahren prompt an Wadi Shab/Tiwi vorbei, denn es gibt noch keine Schilder und nur wenige richtige Ausfahrten. Die Einheimischen fahren einfach von den Sandpisten gleich auf die Autobahn – auch in entgegengesetzter Richtung. Ganz schön gefährlich!
Wir finden das Wadi kurz vor Eintritt der Dunkelheit über eine halsbrecherische Piste, die ziemlich rasch ins Tal hinabführt. Es ist jetzt zu dunkel, noch hineinzugehen. Der Zauber, den dieser Ort sicher einmal hatte, ist ohnehin durch die neu gebaute Autobahnbrücke zerstört. Wir versuchen, im Ort Käse und Milch fürs Frühstück einzukaufen. Jetzt sehe ich, wie begrenzt doch die Auswahl in den „Food Stuffs“ ist. Die Regale sind lange nicht so vielfältig gefüllt, wie wir es von Muscat gewohnt sind. Säcke mit Hirse und Reis immerhin, Gewürze, Konserven und ein Riesenkühlschrank mit Soft Drinks.
Jetzt in der Dunkelheit noch einen Schlafplatz finden! Eben haben wir noch reizvolle Strände gesehen, aber jetzt ist es zappenduster. Mit Franz´ Beharrlichkeit und Risikobereitschaft landen wir an einem Kieselstrand – mit drei Kamelen. Wieder Körperpflege mit Wassersack-Dusche und dann hinein ins gemütliche Schlaf-Auto. Fotos schauen und Hand in Hand einschlafen bis zum ersten Morgengrauen.
Die „Diva“ hält sich noch eine Weile hinter Wolken versteckt. Will noch ein bisschen kokettieren. Aber schon bald sind am Wolkenrand strahlend goldene Ränder zu erkennen. Da mache ich Tai Chi. Da holen wir uns die Matratze an den Strand und schauen still. Da findet Franz einen Herz-Stein. Da sind wir tief dankbar für Gottes Schöpfung – und dass wir das zusammen erleben dürfen.
(aus Elviras Tagebuch)