ZOLL WUT

Schwarze uniformen, pistolen im gürtel, unfreundlicher blicke, sparsame aber unmissverständliche handbewegungen oder nur ein kaum merkliches aber eindeutiges kopfnicken: Zollbeamte an der grenze nach Kroatien. Während die slowenischen beamten – auch in schwarz und auch bewaffnet – nur kurz nicken und meinen perso gar nicht sehen wollen, komme ich nach 100 m zum kroatischen zoll. 

Sofort kommt ein längst verloren geglaubtes gefühl in mir hoch: zollwut – ein gefühl, das mich bei jeder zollkontrolle beschleicht. Eine ohnmächtige wut über die oft übertriebene und unverhältnismäßig aufwendige kontrollarbeit der beamten, die ohnhin um die kleinen schmuggelgeschäfte und deren wirtschaftliche bedeutungslosigkeit wissen.

Ein ohnmächtiges ausgeliefert sein, das auch aus allen erzählungen meiner eltern über grenze und schmuggeln heraus zu hören war. Ob es die angst meines vaters vor den schüssen der zöllner war, die 1923 die neue waschmaschine meiner großmutter durchschlugen, während er sie über die grüne grenze trug. Oder die ohnmacht meiner mutter, die 1949 ihren teuer erstandenen samt für ihr neues kleid abliefern musste, weil der zöllner sie als textilkauffrau kannte und ihr gewerblichen schmuggel unterstellte. Ob es meine eigene furcht vor den zollstreifen war, die mich als 12 jährigen anhielten und befragten, als ich zu verwandten auf die niederländischen seite wollte. Oder die zugegebener maßen geringere furcht beim kaffeeschmuggel erwischt zu werden. Dazu hatte meine patentante mich überredet hatte, weil so viele ihrer kunden in ihrem kleinen dorfladen den billigeren und vertrauten holländischen kaffee nachfragten. Ich fuhr einfach mit 6 paketen kaffee unter der windjacke an der streife vorbei und fühlte mich schon sehr sicher vor diesen ahnungslosen.

Das alles schießt mir mit einem mal durch den kopf und löst in den wenigen metern bis zur kroatischen zollkotrolle, dieses alte gefühl in mir aus. Ich muss lachen und denke gleichzeitig: Lach nicht, sonst unterstellt einer der schwarzen dir am ende noch eine ungebührliche respektlosigkeit! Natürlich habe ich nichts zu befürchten. Unbehelligt rolle ich abwärts richtung Rijeka. mit zunehmender geschwindigkeit verfliegt die zollwut.